Junkers Jumo 211 V (Versuchsmotoren)

Der erste Junkers Jumo 211 V wurde im Dezember 1935 hergestellt. Er war die geometrisch vergrößerte Version des Jumo 210. Beide Motoren, Jumo 210 G und Jumo 211 wurden fast gleichzeitig entwickelt und produziert worden. Der Jumo 210 G hatte einen kleinen Vorsprung, da hier "nur" die Einspritzung in den Motor integriert wurde. Der Jumo 211 konnte dann von den Erfahrungen, die schon mit den lange existierenden Jumo Dieseleinspritzung (Gegenkolben) und Jumo 210 G gewonnenen Erfahrungen, profitieren.
Aber die ersten Jumo 211 V Triebwerke wurde mit einem Vergaser entwickelt, da es wohl bei der Entwicklung zu Schwierigkeiten oder Verzögerung kam. Um keine Zeit zu verlieren, wurde der Jumo 210 G mit einer Einspritzpumpe ausgestattet.
Für den Jumo 211 wurde die Einspritzpumpe 9-2009 (30 Liter Klasse, verfügbar erst Mitte 1936 nach dem Start der Serienfertigung) entwickelt und nachträglich für den Jumo 210 G die 9-2011 (20 Liter Klasse). Der Jumo 210 G war auch der erste in Serie gebaute Flugmotor gewesen und diese Erfahrungen flossen in die Entwicklung des Jumo 211 ein. Beide Triebwerke, Vergaser und Einspritzpumpe, gleichzeitig zu entwickeln, war keine Idee von Junkers, sondern eine Forderung vom RLM. In einer Niederschrift über die Besprechung mit dem RLM am 25. und 26.11.1936 in Dessau wurde folgendes festgehalten.

"Einspritzpumpe oder Vergaser bei JUMO 210/JUMO 211: Da heute noch nicht eindeutig geklärt ist, ob die Anwendung der Einspritzpumpe im Fremdzündungsmotor für die Zukunft als die zweckmäßigste Lösung angesehen wird, ist es notwendig, auch der Weiterentwicklung des Vergasermotors Aufmerksamkeit zuzuwenden. Vom RLM wird daher gewünscht, dass für den JUMO 210 und JUMO 211 die vorhandenen und im Versuch befindlichen Vergasermuster auf volle Betriebsreife gebracht werden. Hierunter ist zu verstehen, dass die noch offenen Fragen der Gemischregelung, das gesamte Verhalten des Vergasers am Höhenmotor und die konstruktive und fabrikationstechnische Verarbeitung endgültig gelöst werden. Die im Gange befindlichen bzw. geplanten Arbeiten der Einspritzung sollen durch Vorstehendes nicht eingeschränkt werden. Das Ziel dieser Arbeiten am Vergaser soll sein, nach Möglichkeit für die 1938 zu bauenden Motoren Klarheit hinsichtlich ihrer Ausrüstung zu bekommen." (1)

Ob bewusst oder aus der Not heraus wurden die ersten Motoren, die V1 bis V18, mit dem Vergaser SUN 680 ausgerüstet. Mit dem Beginn der A-0 Fertigung (ab V19, Werk-Nr. 15019) wurden die ersten Einspritzpumpen der schwereren Ausführung erbaut, da die Gross-Serieneinspritzpumpe 9-2009 A-0 noch nicht einsatzbereit war.

"Da auf die Dauer die 30 li-Motoren von den Flugzeugwerken in stärkerem Masse gefordert werden, wird vom Amt empfohlen, bereits jetzt so wie z. Zt. bei der 20 li-Klasse mit den Fabrikationsvorbereitungen zu beginnen. Wenn der JUMO 211, der bezgl. Leistung befriedigt, als Beschaffungsbasis für 30 li-Motoren vom Amt gewählt werden soll, so bedarf es einer wesentlichen Senkung des Gewichtes gegenüber den für die 3 ersten V-Motoren gültigen 660 kg (Motor nackt und trocken).
Da für die O-Serie des JUMO 211 angegebene Gewicht (Motor nackt und trocken) von 570 kg kann auch nur als erster Schritt, nicht aber als Endziel betrachtet werden. Es ist JUMO heute noch nicht möglich, eine feste Zahl für eine weitere Gewichtserleichterung zu nennen. Der erste Motor mit 570 kg wird etwa Ende März kommen. Nach Abschluss der Arbeiten für die erste Stufe der Gewichtserleichterung (570 kg) sollen vom Kobü neue Modelle in Auftrag gegeben werden.
Es herrscht Übereinstimmung, dass Vorarbeiten für die zweite Stufe der Gewichtserleichterung des JUMO 211 wichtiger sind als die Gewichtserleichterung des JUMO 210.
Außer der 2.Stufe der Gewichtserleichterung soll der endgültige Motor des Musters JUMO 211 neuen Apparateteil ohne Loch, jedoch Loch im Gehäuse für Verstellöl- Zu- und Ableitung der Verstellschraube, Zwillingszünder, Schaltgetriebe, Heisskühlung und Benzineinspritzung wie alle am JUMO 210 anfallenden wichtigen Änderungen (z.B. neuen gekühlten Kopf) erhalten.
Die genannten Änderungen sollen nach Möglichkeit mit dem 41. Motor beginnen.- Der 1. Motor soll etwa Ende 1936 zur Verfügung stehen. Unterlagen:
Dauerleistung des Motors mit Rücksicht auf Reichweite der Erdabwehr 850 PSe in 8 km Höhe bei voll geöffnetem Regler. Gewicht und Verbrauch der Motoren verschieden abgestufter Hubvolumina.
Reichweite der Zelle: z.Zt. erwünscht: 2000 - 3500 km.
Geschwindigkeit der Zelle: 500 - 600 km/Std.
Herr Sache schätzt, dass sich aus den angegebenen Werten ein günstiges Hubvolumen ergibt, das etwa zwischen 30 und 40 Litern liegt und glaubt, dass sich eine Serienfabrikation auf dieser Basis austauschmäßig mit anderen Mustern der gleichen Literklasse noch vereinigen lässt."(2)


Am Ende wurde mit 35 Litern die goldene Mitte gewählt. Wie schon im Text erwähnt hatten die ersten Motoren, V1 bis V3 (Werk-Nr. 15001-15003), mit 660 kg etwas Übergewicht und es wurden daher auch Motoren "schwerer Ausführung" bezeicht. Aber schon mit dem Motor V4 (Werk-Nr. 15004) konnte man das Gewicht von 660 ka auf 570 kg, aber die Einspritzpumpe der schwereren Ausführung wurde bis in die Serienfertigung (Februar/März 1937) A-1 weiter verwendet bzw. eingebaut.

Die Verwendung der ersten JUMO 211 bzw. JUMO 211 /A-Motoren wurde vom Amt an Hand der Terminliste das nachstehende Programm aufgestellt: (eine aktualisierte Liste vom 31.08.1936 (4), die Verteilung verschob sich um 2-3 Monate)
Jumo 211 Vergasermotoren
V4 Werk-Nr. 15 004 ausgeschlachtet
V5 Versuchsmotoren JUMO
V6 Versuchsmotoren JUMO
V7 Versuchsmotoren JUMO
V8 Einbau in He 45/829 bei Fieseler. Ablieferung: 15.10.1936.
V9 Einbau in eine He 111 bei Heinkel. Ablieferung: 20.10.1936.
V10 Einbau in eine He 111 bei Heinkel. Ablieferung: 20.10.1936.
V11 Einbau in Erprobungsträger Ju 52 bei IFA, Ablieferung: 25.10.1936.
Hierzu stellt JUMO noch durch Rücksprache mit IFA fest, in welchen der beiden Erprobungsträger Ju 52/ 5353 oder Ju 52/5579 der Einbau am schnellsten erfolgen kann und gibt dem Amt die Zellen-Nummer an, die den Motor V11 erhält.
V12 Einbau in Erprobungsträger Ju 52 bei IFA, Ablieferung: 01.11.1936.
V13 Wird zunächst als Vergasermotor entsprechend der zwischen Herrn Sachse und Herrn Direktor Schlothe getroffenen Vereinbarung der Auto-Union für 4 Wochen zur Verfügung gestellt. Ablieferung: 13.9.1936. Die Rücklieferung durch die Auto-Union erfolgt am 13.10. und die Ablieferung zum Einbau in den Erprobungsträger He 45 der DLH am 15.11.1936.
Diese Zelle wird entweder bei der DLH oder JUMO eingesetzt.
V14 – V18) dienen als Reservemotoren für die Entwicklungsversuche der JUMO und die in den Erprobungsträgern eingebauten Motoren. Die Motoren stehen bereit zum: 19., 22., 25., 26.11. und 01.12.1936

Jumo 211 /A Einspritzmotoren und Beginn der A-0 Baureihe mit 50 Motoren (ab Werk-Nr. 15019)
V19 Einbau in Erprobungsträger F 24 bei Weser-Flugzeugbau, Anlieferung: 05.12.1936.


Die nächsten 10 Motoren müssen zunächst für Sonderversuche (Prüfstände der E-Stellen, Schiessversuche etc.) reserviert bleiben. Weitere 10 Motoren sind zurzeit für das Weltflugprojekt eingesetzt, davon 3 Stück im Januar 1937. Für diese 10 Motoren sind gleichzeitig 10 Gebläse in der für den JUMO 211 /A vorgesehenen Ausführung mit einer Nennleistungshöhe von 4,0 km anzufertigen.(3)

Im der selben Niederschrift wurde nochmal auf die Lager der Herstellung der Einspritzpumpen verwiesen.
"Weiterhin ist zu dieser Aufstellung, die nur als vorläufiges Programm angesehen werden kann, zu bemerken, dass ihre Erfüllung, und zwar auf die Lieferung von Einspritzmotoren, in überaus starkem Masse von den für die Beschaffung von Einspritzpumpen und deren Zubehör vorhandenen Möglichkeiten abhängt, zumal bis heute vom Amt bezgl. der Lage des für die Einspritzpumpen Herstellung neu einzurichtenden Werkes noch keine Entscheidung gefällt wurde."(3)

weiterhin hat das RLM entschieden, dass für das Motormuster JUMO 211 (Serien- und Weltflug) generell die in der Luftschraubentabelle genannten 3 Untersetzungsverhältnisse verwendbar sein müssen: 1200/1250; 1500/1550; 1700/1750. Am Ende konnte Jumo sowohl beim Vergasermotor wie auch beim Einspritzmotor JUMO 211 /A, in das zurzeit vorhandene Kurbelgehäuse ohne jede Änderung Räder für die Luftschrauben-Drehzahlen 1255, 1490, 1610 und 1745 eingebaut werden. können.

Aus der 0-Serie werden für den Welflug zunächst benötigt:
Januar 1937: 3 Motoren für Ju 88 Weltflug, 3 Motoren für HE 111, 10 Motoren für LC II/2 (E-Stellen Prüfstands- und Schiessversuche).
Februar 1937: 3 Motoren für Ju 88 Weltflug, 3 Motoren für Bf 110, 3 Motoren für Fw 157, 2 Motoren für He 60
März 1937: 4 Motoren für Ju 88 Weltflug.(4)


Mitte 1936 hatte das RLM für die Jumo 211 A und Jumo 211 B eine 1 Min. Kurzstartleistung von 1200 PS verlangt und konnten sich aber Ende Oktober mit dem RLM einigen. Die Motoren der V- und 0-Serie werden mit einer 5 Min. Kurzleistung in der Bodenladerstufe von 1000 PSe geliefert.

Technische Daten des Jumo 211 Vergasermotor

 Benennung  Jumo 211 Vergasermotoren
 Hubraum  35 Liter
 Startleistung (5 Minuten)  1000 PS bei 2300 U/min, 245 g/PS h
 erhöhte Dauerleistung (max. 30 Minuten)  900 PS bei 2220 U/min, 240 g/PS h
 Dauerleistung  800 PS bei 2140 U/min, 235 g/PS h
 n. Kurbelwelle/min  2300
 n. Luftschraube/min  1490
 Motoruntersetzung  1:55
 Kraftstoff  Minimalanforderung 87 Oktan nach CFR-Motormethode
 Kraftstoffdruck über Ladedruck  0,25-0,3 atü Differenzdruckmanometer
 Kraftstoff-Förderung  Jumo Doppelpumpe Gr. 4 rechtslaufend
 Schmierstoff  Mobilöl Rotring
 Schmierstoffverbrauch  bis 10 g/PSe h
 Schmierstoffdruck  4 bis 6 atü
 Schmierstoffhöchsttemperatur  85°C
 Schmierstoffmindesttemperatur bei Vollgas  45°C
 Schmierstoffkühlung  vorläufig erforderlich, Wärmeabfuhr 15 Cal/PSe h
 Schmierstoffumlaufmenge  3200 l/h bei 2300 Kurbelwellen-U/min
 Schmierstoff-Förderung  Zahnradpumpen am Filtergehäuse
 Kühlstoff  Wasser
 Kühlstoffhöchsttemperatur  95°C bei 0,3 bis 0,4 atü
 Kühlstoff-Temperatur-Unterschied, Eintritt-Austritt  6 bis 8 °C
 Kühlstoffumlaufmenge bei 2300 U/min in Bodennähe  18 l/sec
 Wärmeabfuhr  320000 Cal/h bei 2300 Kurbelwellen-U/min
 Kühlstoffinhalt am Motor  etwa 33 l


Quellen:

1. Niederschrift über die Besprechung mit dem RLM am 25. und 26.11.1936 in Dessau, 3) Einspritzpumpe oder Vergaser bei JUMO 210/JUMO 211
2. Niederschrift über die Besprechung mit dem RLM am 01.11.1935 in Dessau, Es wurde die Weiterentwicklung der Motormuster JUMO 210/211 und der Ansatz von Neuentwicklungen besprochen.
3. Niederschrift der Besprechung im Reichsluftfahrtministerium am 18.06.1936, Betr.: Motormuster JUMO 211 und JUMO 211 /A
4. Niederschrift der Besprechung mit dem Reichsluftfahrtministerium in Berlin am 31.08.1936, JUMO 211 /A (Motorenverteilung)

                               
             

Jumo Einspritzpumpen

 

Junkers Jumo 205

 

Junkers Jumo 210G

 

Junkers Jumo 211

 

Junkers Jumo 213

     

hier gibt es einen Überblick über alle 11 verschiedenen Versionen der Einspritzpumpen von Junkers 211/213 und Jumo 205

 

ein Vorläufer, der uns bekannten Einspritzpumpen, ist die vom Jumo 204/205. Auch hier gibt es einen kleinen Einblick in die Technik.

 

mit diesem Triebwerk begann in größeren Stückzahlen die Fertigung der Einspritzpumpen für Junkers Benzinmotoren.

 

auf diesen Seiten werden die Einspritzpumpen vom Junkers Jumo 211 beschrieben, die Unterschiede der einzelnen Versionen erklärt.

 

auf diesen Seiten werden die Einspritzpumpen vom Junkers Jumo 213 beschrieben, die Unterschiede der einzelnen Versionen, soweit möglich, erklärt.