Junkers Jumo 211 B/D

Die Entwicklung des Junkers Jumo 211 B/D ist recht interessant. Den Namen Jumo 211 B-Version teilten sich eigentlich zwei komplett unterschiedliche Triebwerke (nicht zur gleichen Zeit, nacheinander). Fangen wir einfach von vorne an. Als der Jumo 211 A konstruiert wurde kam etwas zeitversetzt der Jumo 211 B. Kurioserweise habe ich den Jumo 212 eher gefunden als die Bezeichnung Jumo 211 B. Bekanntlich besteht der Jumo 212 aus 2x Jumo 213, ursprünglich stand die Bezeichnung für Jumo 212 aus 2x Jumo 211. Dann wäre auch die Bezeichnung logisch. Überlegungen zu Doppelmotoren gab es schon beim Jumo 210, konkret wurde es erst mit dem Jumo 211. Als Grundmotor sollte der Jumo 211 B dienen. Soweit war es bisher noch logisch. Beide Motore, Jumo 211 A und Jumo 211 B wurden Flugzeugherstellern gezeigt und viele wollten den Jumo 211 B haben, weil er signifikant schmäler war als der Jumo 211 A (?). Bei Jumo hieß es nur, dass man aus den Fehlern des Jumo 211 gelernt hätte und der Jumo 211 /B die fehlerbereinigte Version wäre. Jumo 211 A und Jumo 211 B müssen also zwei grundverschiedene Triebwerke sein.
Die erste Erwähnung fang ich am 18.06.1936, es ging um eine Jumo 211 A Attrappe und deren Ablösung durch Jumo 211 B. Die Fertigstellung des gesamten Zeichnungssatzes Jumo 211 B war mit dem 15.10.1936 angegeben und die angestrebte Leistung vom Jumo 211 A und B wurde mit 1200 PS angegeben. Am 26.11.1936 wurde vom RLM mitgeteilt,
"dass der JUMO 211/B ohne Mittelbohrung für den Waffeneinbau bereitgestellt werden soll."
Im März 1938 wurden die ersten Haupt-Gußstücke des Jumo 211 B hergestellt und befinden sich in Arbeit.
Mit dem 27.05.1938 wurde zum ersten Mal erwähnt und in der Besprechung am 17.06.1938 mit dem RLM wurde es offiziell, der Jumo 211 B wird in Jumo 213 umbenannt. Die Bezeichnung Jumo 212 bleibt aber mit 2x Jumo 213. In den nächsten Tagen ging das Spiel weiter. Die bis dahin vergebene Bezeichnung Jumo 211 D (Untersetzungsgetriebe 1:1,55) bleibt und zusätzlich wurde der Jumo 211 B (Untersetzungsgetriebe 1:1,68) eingeführt.

Jetzt kommen wir zum eigentlichen Jumo 211 B/D

"Der JUMO 211 /B ist in der Ausführung mit dem JUMO 211/D identisch, erhält also gleichfalls das automatische Schaltgetriebe. Er weicht jedoch von ihm durch die von JFM gewünschte Luftschrauben-Untersetzung 1,68:1 gegenüber 1,55:1 ab. Seine 1 Min.-Startleistung (120%) beträgt bei 2400 U/Min. 1200 PSe, seine Kurzleistung am Boden und in der Höhe bei 2300 U/Min. 1000 PSe.
Da dieser Motor in der Ju 88 zum Einsatz kommt, klärt JFM schnellstens, ob die bisher nicht vorgesehene Ausrüstung des Motors mit dem automatischen Schaltgetriebe, die im Interesse der an die Zelle vom Amt gestellten Sturzflug-Forderungen erfolgt, einbautechnische Schwierigkeiten bereitet.
Das Amt wünscht, dass der Einsatz von 3 verschiedenen Ausführungen des Motormusters beim Anlaufen der Ju 88-Gross-Serie, wie er zwischen Ifa und JUMO am 22.7.1938 besprochen war, unterbleibt und dass bis zum Einsatz des B-Motors in die Zelle, der ab März 1939
(Anmerkung von mir: erst Juli 1939) erfolgen kann, JUMO 211 /A- Motoren der Baureihe 1 mit den unter 1) erwähnten technischen Kennzeichen eingebaut werden (Anmerkung von mir: wurden später als Jumo 211 A-2 bezeichnet).- Diese Motoren sollen in den von November 1938 bis einschl. Februar 1939 in Frage kommenden 18 Zellen später gegen JUMO 211 /B-Motoren ausgetauscht werden." (1)

Anlage zur Niederschrift der RLM-Besprechung vom 03.08.1938 über die Ausführung das Jumo 211 A Baureihe 1 und Baureihe 2 (Jumo 211D?)(1)

 Kurbelgehäuse, Fixierung einer Elektron-Haube über 14 Paßbüchsen.  Nur Baureihe 2, nicht rückwirkend.
 Lager 1 mit schwimmender Büchse  Nur Baureihe 2, nicht rückwirkend.
 Kurbelwelle verstärkt mit Entlastungsnuten, Kerbverzahnung auf Apparateseite vergrößern.  Nur Baureihe 2. Baureihe 1 unverstärkte Kurbelwellen bei Grundüberholung nuten.
 Nockenwelle mit niedrigen Nocken, Ventilfeder und gestufte Fedarteller. Auslaßventilführungsbüchse mit konischem Sitz. Ventil-Einstellschraube mit kugeligen Druckstück. Auslaßventilkegel mit größerem Radius. 1  Sämtlich bei Baureihe 2. Bei Baureihe 1: Bisherige Nockenwelle, bisherige äußere Ventilfeder, neue innere Ventilfeder, gestufte Teller, Auslaßventilführungabüchse mit konischem Sitz, Ventilführungsbüchsen mit engeren Spiel, Auslaßventil mit größerem Radius, Ventil-Einstellschraube mit kugeligem Druckstück, verschließen der Ölbohrungen im Einlaßnocken, über Änderungsantrag bei Grundüberholung einführen.
 Spritzrohr in den Zylinderköpfen  Nur Baureihe 2, nicht rückwirkend.
 Besfestigungsschrauben für Einlaßschwinghebellagerung von M6 auf M7 verstärken  Nur Baureihe 2, nicht rückwirkend.
 Abschirmung des Entlüfters. Elastische Kraftstoff-Druckleitung. Verlegung der Entlüftungsleitung. Entlüfter nach innen an Einspritzpumpe kommt für Baureihe 2 später?  Bei Baureihe 2. Bei Baureihe 1 rückwirkend über Änderungsantrag einführen.
 Drosselstellen (Höheneinfluß) in Öldruck- und Saugleitung bei der Öldruckpumpe beseitigt, Frischölkrümmer mit erweitertem Thermometerstutzen.  Sämtlich bei Baureihe 2, bei Baureihe 1 nur Frischölkrümmer über Änderungsantrag bei Grundüberholung wechseln.
 Haupt-Rückölförderpumpe vergrößert Zylinderkopf-Rückölpumpen voraussichtlich nicht vergrößern, jedoch Sauganschlüsse abschirmen.  Sämtlich bei Baureihe 2, bei Baureihe 1 Vergrößerung der Haupt-Rückölförderpumpe erst nach Prüfung über Änderungsantrag bei Grundüberholung, Abschirmung der Sauganschlüsse über Teiländerungsantrag.
 Zwillingsspaltfilter J1130/A 0,08 Spaltbreite.  Nur bei Baureihe 2, nicht rückwirkend für Baureihe 1.
 Ölsicherheitsventil, Einsatzstück für Strömungsberuhigung  Bei Baureihe 2, nicht rückwirkend.
 Ölschutzkappe für Anlasser, Änderung des Apparategehäuses.  Bei Baureihe 2, für Baureihe 1 Entscheidung zurückgestellt.
 Verbesserte Höhenregulierung, Regler der Einspritzpumpe mit isoliertem Gehäuse.  Bei Baureihe 2, rückwirkend für Baureihe 1 über Änderungsantrag bei Grundüberholung.
 Stoppstellung  Nur Baureihe 2.
 Automatisches Schaltgetriebe  Nur Baureihe 2
 Lagergehäuse mit Anschluß für Schnelltankentleerung  Bei Baureihe 2, nicht rückwirkend.
 Ladedruckregler umstellen auf Ladedruck 1,4 kg/cm2 neue Regeldose  Nur Baureihe 2.
 Ladedruckregler umstellen auf Ladedruck 1,4 kg/cm2 neue Regeldose  Nur Baureihe 2
 Zugankermutter mit höherem Sechskant und Verlängerung der Zuganker.  Bei Baureihe 2, für Baureihe 1 nur Zugankermutter mit höherem Sechskant bei Teil- oder Grundüberholung über Änderungsantrag
 Entstörgeschirr für UKW  Bei Baureihe 2.
 Verbrauchsgerät an Einspritzpumpe.  Bei Baureihe 2.


Quellen:
1. Niederschrift über Besprechung mit RLM am 03.08.1938 in Dessau, 3) JUMO 211 /B.
2. Niederschrift über Besprechung mit RLM am 26.11.1936 in Dessau, 2) JUMO 211